Be my heartbeat

Leseprobe

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Liebe*r Leser*in,

dies ist ein kleiner Textauszug aus meinem neuen Buch “be my heartbeat”, das Ende Mai bei Harper Collins Germany erscheinen wird. Es ist mein erster New Adult Roman und der erste Teil einer Trilogie. Diesmal wird es nicht unter Liane Mars veröffentlicht, sondern unter meinem neuen Pseudonym Christina Ellis.

Viel Vergnügen!

Deine Christina

    Be my heartbeat

    Textauszug (unlektoriert)

     

    Die Wellen türmten sich mittlerweile höher und höher auf. Das Brausen des Wassers wurde immer zorniger.

    Zwei Surfer hörten auf die Warnung. Sogar der Typ, der Nathan aufgefordert hatte, kam zurück. Nur ein einziger blieb im Meer und nahm eine besonders hohe Welle in Angriff.

    Scheiße. Das war Nathan.

    »Was tut er denn da?«, rief der Surfer, der als erstes an Land gegangen war.

    »Die Welle nehmen. Was sonst? Du kennst doch Nathan. Adrenalinjunkie der schlimmsten Sorte.«

    »Fuck«, sagte ein anderer.

    Ja, genau, dachte ich. Fuck. Ich war zwar Laie, sah aber schon im Ansatz, dass die Wellen zu hoch waren. Nathan glitt gekonnt durch eine in sich zusammenfallende Welle hindurch, schaffte es in die nächste, doch die türmte sich viel schneller und heftiger auf, als die vorherige. Sie verschluckte ihn mit einem Krachen. Derartiges hatte ich schon oft bei Surfern beobachtet und mir nie Gedanken darüber gemacht, doch die Reaktion der anderen Surfer war beunruhigend. Sie warfen ihre Surfbretter in den Sand und liefen ins Meer hinein.

    »Seht ihr ihn?«, brüllte einer von ihnen.

    Auch ich lief Richtung Meer, bis ich das Wasser an meinen nackten Füßen spürte. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich entspannte mich erst, als ich Nathans Kopf im Wasser auftauchen sah. Winzig klein und ziemlich weit draußen. Er winkte sogar noch, um anzuzeigen, dass es ihm gut ging. Dann wurde er bereits von der nächsten Welle verschluckt.

    »Fuck«, sagte ein Surfer neben mir. »Der soll endlich zurückkommen.«

    Tatsächlich nahm Nathan erst noch seelenruhig eine letzte Welle, ehe er sich von einer kleineren Wellen zum Strand tragen ließ.

    Während seine Kumpel Nathan abklatschten und wie einen Helden feierten, drehte ich mich schweigend um und stapfte zurück Richtung Highway 101. Der Strandabschnitt Rincon lag direkt daran zwischen Santa Barbara und Ventura. Durch seine abgeschiedene Lage gab es hier keine Essensbuden oder Souvenir-Läden. Nur Sand, teils hohe Wellen und jede Menge Surfer.

    Ich für meinen Teil hatte genug gesehen.

    Gerade holte ich mein Handy hervor, um mir ein Taxi zu bestellen, als mich Nathan außer Atem erreichte. Er tropfte noch. Wasser perlte von seinen braunen Haaren sein Gesicht hinunter, rann an seinem Neoprenanzug entlang. Das Surfbrett hatte er am Strand liegen gelassen.

    »Wo willst du denn hin?«, fragte er völlig außer Atem.

    »Wonach sieht es denn aus? Ich gehe.«

    »Aber warum? Wieso? Ohne Abschied?«

    Ich atmete tief durch, versuchte mich zu beruhigen. Vergebens. »Du hast mich zu Tode erschreckt«, sagte ich finster. »Was sollte der Scheiß? Die anderen Surfer sind alle aus dem Wasser gestiegen. Nur du nicht.«

    Nathan zuckte lässig mit den Schultern. »Gab keinen Grund. Ich bin ein guter Surfer. Die Welle war harmlos.«

    »War sie nicht. Sonst wären die anderen nicht rausgegangen.«

    »Jeder bewertet Gefahr für sich anders, schätze ich. Ich hatte alles unter Kontrolle.«

    »Schön für dich.« Ich wandte mich von ihm ab und lief weiter vom Strand weg. Er folgte mir natürlich.

    »Mensch, Amy. Jetzt stell dich nicht an. Es ist doch alles gut gegangen. Kein Grund zur Aufregung.«

    Das reichte. Ich wirbelte zu ihm zurück und funkelte ihn wütend an. »Ich hätte dich nicht für einen Angeber-Macho-Riesenarsch gehalten. Gib es doch zu. Du wolltest mir und den anderen am Strand zeigen, was für ein toller Hecht du bist. Schaut mal her. Ich bin ja so ein genialer Surfer. Ihr Luschen geht raus? Ich nehm die noch größere Welle. Das mag dich ja anturnen, mich allerdings nicht. Ich hab schon genug Drama und Gefahr in meinem Leben, da muss ich mir nicht auch noch Sorgen um einen Typen mit übersteigertem Selbstbewusstsein machen. Surf ruhig weiter. Bring dich um. Glaub aber nicht, dass ich dir dabei zusehe.«

    »Wer sagt denn, dass ich angeben wollte?«

    »Die anderen waren wenig überrascht, dass du als einziger im Meer geblieben bist. Offenbar machst du das regelmäßig. Adrenalinjunkie haben sie dich genannt. Das passt. Zum Motorrad. Zu deinem lässigen Äußeren. Zu deiner ganzen Person. Es passt aber nicht zu mir. Daher gehe ich jetzt.«

    »Amy, komm schon …« Er wollte mich aufhalten, indem er sich mir in den Weg stellte, doch ich umrundete ihn mit finsterster Miene. Weil er trotzdem nicht aufgab und mich stattdessen am Arm packte, blieb mir nichts anderes übrig, als stehenzubleiben.

    Wir starrten einander an. Er wirkte ehrlich erschrocken, ich war noch immer stinksauer. Ein wenig wunderte ich mich selbst über meine heftige Reaktion. Wir kannten uns ja kaum. Was regte ich mich so auf? Konnte mir doch egal sein. War es aber nicht. Ganz und gar nicht. Ich kämpfte jeden Tag ums Überleben. Da ging es einfach nicht in meinen Schädel, dass jemand so leichtfertig mit seinem umging.

    Ich riss mich von Nathan los und erreichte endlich den befestigten Bereich des Strandes. Hier wollte ich mir meine Schuhe anziehen. So schnell es ging. Leider machte mein Gleichgewicht nicht so recht mit. Ich musste mich auf einen Stein setzen, um an meine Füße zu kommen. Wie eine alte Oma.

    Nathan stand natürlich direkt neben mir und sah auf mich runter. »Willst du ernsthaft wegen dieser Kleinigkeit wie ein wütendes Kind davonstampfen?«, fragte er mich provokant.

    »Sich freiwillig in Todesgefahr zu begeben ist keine Kleinigkeit.«

    Er seufzte. »Du überdramatisierst.«

    »Ach, ja? Sag das dem Surfer, der letztes Jahr hier ertrunken ist.«

    »Der war blutiger Anfänger und kein fortgeschrittener Surfer wie ich.«

    Boar. Spontan warf ich meinen Schuh nach ihm, was natürlich eindrucksvoll, doch äußerst dämlich war. Nathan fing ihn lässig auf. Dabei sah er so zufrieden aus wie eine Maus in einer Käsefabrik. Prompt hielt er den Schuh aus meiner Reichweite.

    »Lass uns erst drüber reden, bevor du auf und davon stürmst.«

    »Wir haben geredet. Du bist ein lebensmüder Vollidiot, und ich bin darüber so verärgert, dass ich gehen werde. Jetzt gib mir meinen Schuh zurück.«

    »Ich will nur verstehen, wo wirklich das Problem liegt. Außerdem fuchst es mich, dass du mich für einen oberflächlichen, angeberischen Macho hältst. Ich kenne ziemlich viele oberflächliche, angeberische Machos und lege großen Wert darauf, keiner zu sein.«

    »Ach, ja? Dann erklär mir bitte den Grund deiner super-angeberischen, machohaften Surftour. Wenn du nicht deine Kumpels beeindrucken wolltest, was hat dich dann geritten?«

    Er starrte mich mehrere Sekunden lang eindringlich an und ich sah regelrecht, wie er überlegte. Seine Worte abwog. Sich Erklärungen überlegte.

    »Die Wahrheit, wenn es recht ist«, schob ich trocken hinterher.

    Er seufzte, drehte sich fort von mir. Sah aufs Meer. Dann nickte er. »Die ist aber nicht sehr heroisch«, gab er zu.

    »Ist mir völlig egal. Meinst du, es ist besonders heroisch, auf einem Stein zu sitzen und nicht mehr hochzukommen?« Ich schnaufte, als ich mich bemühte, auf die Beine zu kommen. An manchen Tagen war meine Kondition echt für den Arsch. Konnte aber auch daran liegen, dass ich es heute etwas übertrieben hatte. So lange an einem Strand rumzusitzen, aufgeregt wie ein Erstklässler bei der Einschulung, und mich von jetzt auf gleich dermaßen zu erschrecken – das hatte Energie gekostet. Vielleicht war ich auch deshalb so schrecklich wütend.

    Nathan hielt mir seine Hand hin und ich nahm sie gezwungenermaßen. Sanft zog er mich in die Höhe, ließ mich aber sofort los, kaum dass ich vor ihm stand. Den Schuh behielt er als Pfand bei sich.

    Der Blick aus seinen dunkelbraunen Augen ging mir direkt unter die Haut. Er wirkte traurig. Nachdenklich. Und vor allem aufgewühlt.

    »Mein Gehirn macht nie Pause«, sagte er schließlich. »Nie. Es saugt permanent Informationen, Wörter und Geschehnisse auf. Andere Leute können das ausblenden. Ich nicht. Es hat seinen Preis, ein Gehirn zu haben, das selbst Kleinigkeiten speichert. Das Studium bringt mich auf seine Weise an meine Grenzen. Dabei ist es nicht mal das Lernpensum. Das schaffe ich problemlos. Es sind die vielen Leute. Die Lautstärke. Die Dinge, die auf mich einprasseln. Am Liebsten würde ich mir ganz fest meine Hand auf die Ohren pressen und laut schreien: Seid doch einfach still. Geht natürlich nicht. Also suche ich mir Orte, an denen niemand ist. Auf die ich mich voll konzentrieren muss und selbst mein niemals ruhendes Gehirn gefordert wird. Sich auf einem Surfbrett zu halten, umschlossen von einer sich überschlagenden Welle – da denkt sogar mein Gehirn an nichts anderes, als ans Überleben. In diesen Momenten fühle ich mich total normal. Ich genieße das Gefühl, ganz bei mir zu sein. Eins mit dem Board, der Welle und meinem Verstand. Da ist kaum Raum für was anderes. Das funktioniert aber nur mit richtig großen Wellen. Mit Herausforderungen.«

    Okay. Mit DIESER Erklärung hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. »Dein Gehirn macht nie Pause? Einfach an die Wand starren funktioniert nicht? Ich kann dann tatsächlich an nichts denken.«

    »Ich nicht. An manchen Tagen denke ich, mein Gehirn explodiert gleich. Laute Musik hilft manchmal zum Abschalten, aber auch nicht immer. Bei den Abschlussprüfungen musste ich sogar ins Krankenhaus. Ich hatte zu viel gelernt und meine Neuronen waren überlastet und entzündet. Jetzt guck nicht so. Das ist wirklich passiert.«

    Ich entspannte mich. Erst jetzt bemerkte ich, wie schrecklich enttäuscht ich von Nathan gewesen war. Ich hatte ihn wirklich für einen oberflächlichen Angeber gehalten. Zum Glück hatte ich mich geirrt.

    »Kannst du solche Aktionen zukünftig lassen, wenn ich dabei bin?«, fragte ich finster.

    »Klar. Verstanden. Versprochen.«

    »Kannst du sie nicht generell lassen? Such dir was weniger gefährliches. Geh wandern in der Natur. Geh fischen. Schaff dir einen Goldfisch an.«

    Nathan lachte leise. »Ich glaube nicht, dass mir das wirklich helfen wird.«

    Ich knuffte ihn gegen die Schulter. »Sich umzubringen kann jedoch nicht die Lösung sein.«

    Da geschah es. Zwischen uns war ein Moment, den ich nicht so recht einordnen konnte. Wir standen ganz nah beieinander, ohne uns zu berühren. Er wirkte noch immer aufgewühlt, ich war es definitiv.

    Das plötzliche Brizzeln um uns herum bildete ich mir gewiss nicht ein. Zumindest, wenn ich seinen Blick richtig deutete. Er sah mindestens genauso überrascht aus wie ich. Da war was zwischen uns, das ich kaum benennen konnte. Etwas Intensives. Kribbelndes. Verbindendes.

    Instinktiv machte ich einen Schritt zurück und durchbrach das, was immer sich da zwischen uns aufbaute. Für Freundschaft hatte ich noch Raum in meinem Leben. Jede Menge. Doch für mehr fehlte mir die Kraft.

    Außerdem hatte ich schlicht Angst davor, mehr von diesem neuen Gefühl kosten zu wollen. Bislang hatte ich es geschafft, nie mit meinem Schicksal zu hadern. Ich hatte es einfach angenommen und mich geweigert, bestimmte Dinge zu vermissen. Dinge, die ich nur aus dem Fernsehen kannte.

    Doch sobald ich einmal davon gekostet hatte, würde ich es vermissen. Das wusste ich ganz genau.

    »Ich sollte jetzt gehen«, sagte ich abrupt zu Nathan, und diesmal hielt er mich nicht auf.

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