Der Tag begann mit einem Hund und einer Vollbremsung auf der B 236:
Wer erkennt ihn? In Ergste zugelaufen! |
Dieser kleine Kerl lief im Zickzackkurs über die B236 in Schwerte-Ergste. Neben ihm trabte eine schwarze Hundedame, die er ganz entzückend fand. Die scheue Dame floh, während der kleine Kerl ganz froh war, von mir herangerufen zu werden. Er hört sehr gut auf: “Hey, Kleiner, komm mal her!” Der Postbote wusste leider auch nicht, zu wem er gehört (danke für die Leckerchen!) und als der Hundemann wegen blutender Pfötchen nicht zu mir wollte, habe ich das Ordnungsamt gerufen. Die haben ihn erst mal zum Tierarzt gebracht.
Also: Wer einen süßen, grau-weißen Rüden vermisst, der absolut phänomenal auf “Sitz”, “Platz” und “Alles wird gut, mein Kleiner” hört, der möge sich melden. Er trug ein einfaches Halsband mit Hagener Kennung.
Wer arbeitet mit Treatment? Bitte melden! |
Den Nachmittag über habe ich mich dann mit Treatment und Exposé beschäftigt. Zu meiner Überraschung kam ich zu der Erkenntnis: Das hilft wirklich im Schreibprozess!
Normalerweise gehe ich an eine Geschichte folgendermaßen ran: Ich habe eine Anfangsidee, ein Problem und eine Lösung. Dann wird geschrieben. Die Geschichte entsteht sozusagen während des Schreibprozesses. Das heißt aber auch, dass ich immer mal wieder umbauen muss.
Für einen Kurzroman wollte ich mal was neues ausprobieren. Zuerst habe ich ein Exposé geschrieben, was schon mal ungewohnt war. Da musste ich die Geschichte ja schon deutlich klarer vor Augen haben als sonst. Danach ging es ans Treatment, das heißt, dass ich für jedes einzelne Kapitel die Story in vier, fünf Sätzchen festgehalten habe. Was sagt wer zu wem? Welches Geheimnis kommt jetzt schon heraus? Welche Gefühle beginnen im Magen zu flattern?
Zu meinem Erstaunen stellte ich fest, dass hier ziemlich schnell deutlich wurde, dass der Höhepunkt noch etwas in das eine oder andere Kapitel verlagert werden musste, der rote Faden war so viel deutlicher zu fassen.
Dann ging es ans Schreiben. Ich dachte erst: “Ach, Mensch, ist ja laaaaangweilig, ich weiß ja schon alles wie es ausgeht. Null Kreativität!” Doch siehe da … das Schreiben ging mir sowas von leicht von der Hand. Ich fand es einfach mal entspannend, ganz genau zu wissen, was wann kommt und genug Freiraum für Kreativität gab es trotzdem noch. Die Szenen mussten schließlich mit Leben gefüllt werden.
Innerhalb von drei Tagen (!) hatte ich 120 Seiten geschrieben, die Geschichte ist jetzt fertig.
Das war wirklich effektiv! Mit dieser Methode wage ich mich jetzt an einen Roman, der halbfertig auf meinem Computer liegt. Ich habe nämlich nicht mehr weitergeschrieben, weil ich irgendwie feststeckte. Wo wollte ich doch gleich hin? Jetzt hoffe ich, dass ich mit dieser Methode die Geschichte aus ihrem Schreibtief heraushieven kann.
Und welche Methoden benutzt ihr so? Und … vor allem … kennt jemand den kleinen Kerl von oben (nur so wegen roter Faden, lose Enden und Beitragsklammern – ihr wisst schon).
Hallo Liane,
Exposés waren für mich zu Anfang auch immer ein Graus. Aber, wie Du schon geschrieben hast, zum richtigen Zeitpunkt – nämlich, bevor die Geschichte fertig geschrieben ist – sind sie extrem hilfreich. Deshalb plotte ich neuerdings vorweg sehr gründlich und "stampfe" dann alles in das Exposé zusammen (ich denke mal, das entspricht Deinem genutzten "Treatment"?)
Viele Grüße
Sandra
Liebe Sandra,
Das Treatment ist noch sehr viel ausführlicher. Da wird Kapitel für Kapitel festgelegt, was passiert. Im Exposé habe ich ja nur den roten Faden, aber je nachdem wie genau du dein Exposé verfasst, ist es wohl das gleiche, hehe. Das Exposé hinterher zu schreiben, ist das Grauen. Dann erkennt man nämlich zu spät, dass der rote Faden zwischendurch ein klein wenig verschoben worden ist – und man darf nachbessern. Ist mir bei der letzten Geschichte passiert. Da war meine Laune … sehr, weit tief unten.
Herzliche Grüße, Liane
Hallo Liane,
ich hoffe der kleine Kerl findet schnell ein Zuhause.
Und die Methode kann sicher hilfreich sein, wenn man nicht wirklich weiß, wie es weitergehen soll. Behalte ich mir auf jeden Fall im Hinterkopf.
Ja, ich frage mal am Montag im Tierhheim nach, was jetzt aus ihm geworden ist. Der war aber so super trainiert – der hat garantiert ein liebevolles Zuhause und seine Familie sucht ihn bestimmt. Das mit dem Treatment hat mich wirklich überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das gut finden würde.
Hallo Liane,
zuerst einmal, es ist echt toll von dir, dass du den süßen Hund alias "Hey Kleiner!" von der Straße gerettet hast. Das macht nicht jeder.
Interessant wie du deinen Schaffensprozess hier beschreibst. Ich vertrete ohnehin die These, dass Kreativität Struktur braucht, weil man sie sonst nicht produktiv umsetzen kann. Ich habe mir auch angewöhnt, bei allem – ok, bei vielem – , was ich mache vorher mal ein Konzept zu erstellen und damit klappt vieles gut und ich verrenne mich nicht so sehr in eine falsche Richtung. Ich bin zwar keine Autorin, aber ein Exposée hilft auch bei vielen anderen Dingen (und sei es, wenn man ein sich ein Konzept für den Wocheneinkauf zurecht legt – Einkaufsliste genannt ;-)).
Liebe Grüße,
Nicole