Kann man vom Schreiben leben?
Es ist seltsam: Solange ich als Journalistin gearbeitet habe, hat mich nie jemand gefragt, ob ich vom Schreiben leben kann. Seit ich aber selbstbewusster sage, dass ich hauptberuflich Autorin bin, kommt die Frage sehr, sehr häufig auf.
Warum ist da so? Ist das Bild vom armen Schriftsteller so tief verwurzelt? Und ist da was Wahres dran? Ich habe einen wichtigen Zusatz zu dieser Frage. Denn richtig sollte sie heißen:
Ab wann kann man vom Schreiben leben?
Mit einem einzigen Buch vom Schreiben zu leben, dürfte utopisch sein. Klar, gibt es DEN Bestseller. Den Superstar. Das Gros jedoch muss sich buchstäblich HOCHSCHREIBEN. Klingt schräg? Ich hab genau das getan, denn mit jedem Buch erweitert man seine Fanbase, wird bekannter, knüpft neue Kontakte. Das bedeutet aber auch eine lange Zeit, in der man eben NICHT vom Schreiben leben kann. In der Zeit investiert man viel Zeit und Mühe, zweifelt an sich, quält sich, finanziert seinen Traum vom Schreiben zu leben mit seinem Hauptberuf, kollidiert ständig mit Familie und doch ist da das eine Ziel.
Mit jedem Buch zum „vom Schreiben leben“
Und dann, ganz allmählich, macht sich das Schreiben auch auf dem Bankkonto bemerkbar. Von den Einnahmen kann man plötzlich auf die Messe fahren. Größeres Marketing ist drin. Dadurch kommt neue Sichtbarkeit auf und BÄM! Nach vielen Büchern und noch mehr Jahren könnte man theoretisch vom Schreiben leben – wenn man sich denn trauen würde.
Wie viele Autoren können vom Schreiben leben?
Erschreckend wenig. Fest steht: Selbst wenn du den ersten Verlagsvertrag unterschrieben hast (und sei der Verlag auch noch so groß und bekannt), solltest du deshalb nicht sofort deinen Job kündigen. Auch ein richtig hoher Vorschuss sagt nichts darüber aus, dass du es geschafft hast. Die Frage ist nämlich, ob dein Buch den Vorschuss langfristig reinholt und der nächste dann genauso hoch ausfällt.
Wie war das denn bei dir, Liane?
Ich habe ein Buch nach dem nächsten rausgebracht. Erst Selfpublishing, dann Klein(st)verlag (den es heute nicht mehr gibt), dann ein richtig toller Kleinverlag (Drachenmond, ich liebe dich!) – und ab da hatte ich Sichtbarkeit. Die Leute haben mein Buch gekauft. Sie wollten eine Signatur von mir. Das war unglaublich. Dann habe ich einen Schreibwettbewerb gewonnen und bekam dadurch Kontakte in einen Großverlag (MTB war sozusagen mein Sprungbrett zum ersten bezahlten VORSCHUSS), dadurch konnte ich mir eine richtig tolle Agentur angeln (Ich bin meinem Agenten bei Michael Meller unendlich dankbar für sein Verhandlungsgeschick und sein offenes Ohr) und auf einmal war da dieser Gedanke: Hey! Allmählich kann ich echt vom Schreiben leben. Aber selbst nach 15 Büchern, etwa so vielen Heftromanen und einige noch auf meinem Laptop schlummernden Exposés bin ich noch immer nervös.
Halte ich es durch, jedes Jahr drei Bücher zu schreiben?
Denn in etwa so viele müssen es sein, damit ich genug verdiene, um vom Schreiben zu leben. Ich habe beschlossen, es zu versuchen und bin daher ab April hauptberufliche Autorin. Denn eine Sache ist die wichtigste überhaupt, um Autorin zu sein: Man muss für seinen Job brennen! Und genau das tue ich.
Hier findet ihr tolle Tipps zum Thema:
http://www.vomschreibenleben.de
https://www.deutschlandfunkkultur.de/und-was-verdient-man-da-so-schriftsteller-und-geld-100.html